Der VDLS appelliert an die neue Bundesregierung und insbesondere an die ernannte Gesundheitsministerin, die Versorgungssituation im Bereich Logopädie ernst zu nehmen und strukturelle Verbesserungen auf den Weg zu bringen. Dazu gehört insbesondere eine angemessene Vergütung für sprachtherapeutische Leistungen sowie bessere berufliche Rahmenbedingungen, um den Nachwuchs zu sichern und die Versorgung langfristig zu stabilisieren.

E-Mail an die Bundesgesundheitsministerin: VDLS Positionspapier 2025
Per Mail an die Bundesgesundheitsministerin, Frau Nina Warken
1. Ausgangslage
Logopädinnen und Logopäden leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesundheitsversorgung – von der frühkindlichen Sprachentwicklung bis zur neurologischen Rehabilitation. Dennoch ist die Ausbildung in diesem wichtigen Heilberuf in Deutschland weiterhin nicht vergütet, und in vielen Fällen sogar kostenpflichtig. Angehende Logopädinnen und Logopäden müssen ihre dreijährige Ausbildung an Fachschulen meist aus eigenen Mitteln finanzieren, erhalten keine Ausbildungsvergütung und starten anschließend in einen Beruf mit unterdurchschnittlicher Entlohnung.
Diese Situation ist strukturell ungerecht, gesellschaftlich kontraproduktiv und gesundheitspolitisch kurzsichtig.
2. Rechtliche und politische Bewertung
Die Ausbildung ist gesetzlich im Logopädengesetz (LogopG) geregelt und erfolgt schulisch, nicht dual. Eine Ausbildungsvergütung ist nicht vorgesehen – rechtlich zulässig, aber politisch fragwürdig.
Andere Gesundheitsberufe wie die Pflege wurden inzwischen reformiert: Sie sind vergütet und schulgeldfrei, weil ihre Systemrelevanz anerkannt wurde.
Der Beruf der Logopädie bleibt dagegen bildungs- und sozialpolitisch benachteiligt. Dies widerspricht dem verfassungsrechtlichen Grundsatz der Chancengleichheit im Bildungswesen (Art. 3 Abs. 1 GG) sowie dem Anspruch auf soziale Teilhabe durch Bildung.
Die Kombination aus hohen Ausbildungskosten und niedriger Berufsentlohnung wirkt abschreckend – mit fatalen Folgen für die Nachwuchsgewinnung und die Versorgungssicherheit.
3. Folgen für die Versorgung
Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für die Ausbildung – insbesondere solche ohne finanzielle Rückendeckung.
In vielen Regionen Deutschlands herrscht bereits jetzt eine massive Unterversorgung im logopädischen Bereich.
Gleichzeitig steigen die sprachtherapeutischen Bedarfe – etwa bei Kindern im Vorschulalter, in Folge von neurologischen Erkrankungen oder bei geriatrischen Patientinnen und Patienten.
4. Unsere Forderungen
Der VDLS fordert die politisch Verantwortlichen auf, umgehend und nachhaltig zu handeln, um die Logopädie zukunftsfest zu machen. Konkret fordern wir:
- Bundesweite Abschaffung des Schulgelds für alle Logopädie-Fachschulen.
- Einführung einer Ausbildungsvergütung, analog zu anderen Gesundheitsberufen.
- Perspektivische Akademisierung und bessere Anbindung an Hochschulstrukturen.
- Angemessene Vergütung im Beruf, die der Qualifikation und gesellschaftlichen Bedeutung entspricht.
- Förderprogramme zur Nachwuchsgewinnung, insbesondere für sozial benachteiligte Gruppen.
5. Schlussfolgerung
Die gesundheitliche Versorgung beginnt bei der Ausbildung. Wer Fachkräftemangel in der Logopädie wirksam bekämpfen will, muss junge Menschen unterstützen – nicht belasten. Eine gerechte Ausbildungsstruktur ist der erste Schritt zu einer starken, flächendeckenden sprachtherapeutischen Versorgung in Deutschland.
Sprache ist Teilhabe – Logopädie ist Daseinsvorsorge.
Verband Deutscher Logopäden und Sprachtherapeuten (VDLS)
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