Die Pflicht zur Anbindung logopädischer und anderer Heilmittelpraxen an die Telematikinfrastruktur (TI) wird auf Oktober 2027 verschoben. Viele Praxisinhaber dürften aufatmen. Nicht wenige hatten bereits laut geäußert, man würde eher „hinschmeißen“, als sich diesem Bürokratiemonster zu unterwerfen.

Warum wir schon jetzt wissen, was die Preisverhandlungen 2025 für die Logopädie bringen werden
Zum Jahresbeginn 2026 wird eine 45-minütige logopädische Therapie mit 78,69 € vergütet werden – eine Steigerung von 7,89 %.
Wie wir das heute schon wissen? Ganz einfach: Ein Blick zurück zeigt, dass die Preise für logopädische Leistungen seit Jahren nicht durch echte Verhandlungen zwischen Berufsverbänden und Krankenkassen zustande kommen, sondern durch Schiedssprüche. Diese Entscheidungen führten regelmäßig zu gleichgerichteten Anpassungen bei allen Heilmittelberufen. Und da die Vergütung der wichtigsten Position der Ergotherapie zum 01.08.2025 auf 78,69 € angehoben wurde, wird sich dieser Preis auch bei den anderen Heilmittelerbringern einstellen.
Das Ergebnis: Die Vergütung ist vorhersehbar – aber auch ungerecht.
Planwirtschaft statt Leistungsgerechtigkeit
Egal, ob ein Therapeut ein Jahr im Beruf steht oder 20 Jahre Erfahrung mitbringt – alle erhalten den gleichen Vergütungssatz.
Ein erfahrener Logopäde verdient also nicht mehr als ein Berufseinsteiger. In anderen Branchen steigt das Einkommen mit Qualifikation und Berufsjahren – hier bleibt es gleich.
Das führt dazu, dass viele Kolleg:innen den Beruf nach wenigen Jahren verlassen, weil die finanzielle Perspektive fehlt.
Fachkräftemangel mit Folgen für Patienten
Die Durchschnittseinkommen von Logopäden liegen bei rund 3.500 € brutto = 2.280 € netto. Deutlich unter dem Durchschnitt aller Arbeitnehmer.
Offene Stellen: bleiben laut Arbeitsagentur bis zu zwei Jahre unbesetzt – faktisch also dauerhaft.
Therapiebedarf: Allein im Vorschulalter benötigen ca. 500.000 Kinder logopädische Behandlung. Dafür wären 15.000 zusätzliche Logopäden notwendig – tatsächlich fehlen insgesamt bis zu 35.000 Fachkräfte.
Die Folge: lange Wartezeiten und unzureichende Versorgung. Kindern ohne gutes Sprachvermögen sind zukünftig chancenlos.
Die politische und finanzielle Sackgasse:
Krankenkassen klagen über Unterfinanzierung und ziehen sogar gegen die Bundesregierung vor Gericht.Der Bundeshaushalt weist ein Defizit von 172 Milliarden Euro auf – Reformen zugunsten kleiner Berufsgruppen sind nicht in Sicht.
Mit nur etwa 13.000 Vollzeit-Logopäden fehlt der Berufsgruppe das politische Gewicht, um Verbesserungen durchzusetzen.
Fazit: Eine Reform ist überfällig
Die Preissteigerung 2026 ist schon heute absehbar – aber sie ändert nichts am Kernproblem:
Logopäden werden unterdurchschnittlich bezahlt. Offene Stellen können nicht besetzt werden, Patienten warten vergeblich auf eine Behandlung.
Damit droht die Logopädie in Deutschland langfristig zu verschwinden – und mit ihr die Chance auf Sprach- und Kommunikationsförderung für hunderttausende Kinder und Erwachsene.
Es braucht eine echte Reform – für gerechtere Vergütung, bessere Arbeitsbedingungen und eine gesicherte Patientenversorgung.
VDLS, September 2025
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