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Gleichberechtigung im deutschen Gesundheitswesen? Leider NEIN!

In NRW erhalten Medizinstudenten 180 € pro Stunde, wenn sie zukünftig Corona Impfungen in den Impfzentren durchführen. Logopädinnen erhielten in 2019 einen Durchschnittslohn von 19,60 € Brutto, das entspricht einem Netto von ca. 13,16 pro Stunde. (Informationsdienst der Bundesrepublik) Kassenzugelassene Praxeninhaberinnen sind oftmals noch schlechter gestellt als ihr angestellten Kolleginnen.

Eine Erzieherin im öffentlichen Dienst erzielte bereits in 2015 nach zweijähriger Ausbildung ein Einstiegsgehalt von 2.800 €. Und als Fachkraft mit Berufserfahrung 3.600 €. (wikipedia) Während fast alle anderen Mitarbeiter im Gesundheitswesen und sozialem Bereich ein 13. Monatsgehalt nebst Corona -Zulagen erhalten, und gleichzeitig von der Politik als Helden gefeiert werden, darf eine Logopädin froh sein, wenn Sie bei den Corona – Impfplänen nicht vergessen wird.

Viele hoffen nun auf das anstehende Schiedsverfahren, indem eine gerechte Vergütung, sowie bessere Konditionen für Angestellte und Selbstständige festgelegt werden sollen. Die bisherigen Erfahrungen mit den Schiedsverfahren, und den beteiligten Akteuren lassen jedoch nichts Gutes hoffen. Zu klein ist unsere Berufsgruppe, um geschickte (und gut bezahlte) Verhandler zu stellen.

Es fehlt an Sachverstand und Durchsetzungsvermögen gegen einen absolut überwältigend mächtigen Gegner in den Verhandlungen, den Krankenkassenverbänden. Deren Geldtöpfe sind schier unermeßlich, denn sie werden im Notfall vom Staat durchfinanziert (und somit von uns allen). Und dass die Kassen ALLES daran setzten werden uns billig abzuspeisen, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Denn Sie sparen ja um Beitragserhöhungen zu vermeiden… hüstel…

Dies dürfte auch einem Jens Spahn bewusst sein, der zu Anfang der Coronakrise uns Heilmittelerbringern noch nicht einmal den Rettungsschirm gönnen wollte. Öffentlich erteilte er uns eine Absage, die er auf Drängen der Opposition jedoch zurücknehmen musste.

Es ist der Gesundheitsminister, der uns noch in 2019 signifikante Besserungen in Aussicht stellte. Ausser einer bundesweiten Anpassung an die besseren Vergütung in Bayern und Baden Württemberg ist bisher noch nichts passiert. Und das ach so tolle Termin – Sicherungs – und Versorgungsgesetz, dass die Weichen stellen sollte für Verhandlungen auf Augenhöhe mit den Kassen, was ist daraus geworden? Nun ja, die Kassen dürfen sich nun sogar die Berufsverbände aussuchen, mit denen sie verhandeln möchten. Das war vorher nicht so. Und da darf man sich nicht wundern, wenn es die gleichen Berufsverbände sind , die in den letzten 2 Jahrzehnten dafür gesorgt haben, dass so gut wie jede andere qualifizierte Berufsgruppe 50 % bessere Einkommen erzielt als wir selbst.

Darf man darauf hoffen dass ein Schiedsverfahren uns zumindest auf das Niveau ähnlich ausgebildeter Berufsgruppen heben könnte? Natürlich nicht! Denn dafür wäre nicht weniger als eine 50 % Anhebung der Kassenvergütungen erforderlich.

Jens Spahn: Bundeskanzler, was sonst? So zumindest die Bildunterschrift unter einer frühen Biographie des CDU Politikers. Und dass er an diesem Ziel arbeitet, daran kann wohl kein Zweifel bestehen. Für sein Ziel braucht er die Popularität im Internet. Und er hat sie gesucht und gefunden auf Facebook. Hier hält er wöchentlich „Sprechstunde“, und jeder hat scheinbar Gelegenheit Herrn Spahn die Meinung zu sagen.

Genau diese Sprechstunden und der regelmäßige shit storm der Heilmittelerbinger anlässlich seiner Facebook – Auftritte haben ihn überhaupt veranlasst, sich unserer Berufsgruppe zumindest anfänglich zuzuwenden. Es folgten Einladungen der Berufsverbände und einzelner Berufsangehöriger nach Berlin, auf die dann das bereits erwähnte Terminsicherungs – und Versorgungsgesetz (TSVG) folgte.

Spricht man Herrn Spahn nun auf die unverändert missliche Situation unsere Berufsgruppe an, dann erwidert der gelernte Bankkaufmann jovial, er können für den gesetzlichen Rahmen sorgen, erfolgreich verhandeln müssen Sie (die Berufsverbände) schon selbst.

Nein Herr Spahn, können wir nicht. So etwas haben Therapeutinnen nicht gelernt. Und einer Berufsgruppe mit rund 15.000 Mitgliedern fehlt einfach das Geld um Millionengehälter zu zahlen, wie bei den Krankenkassenvorständen.
Denn nach wie vor reicht es, wenn die Kassen unwillig den Kopf schütteln. Daran haben die Schiedsverfahren früher nichts geändert, und sie werden auch in Zukunft nichts daran ändern.

Also liebe Kolleginnen und Kollegen: zeigt bitte Herrn Spahn bei seinen wöchentlichen Auftritten was die Heilmittelerbringer davon halten, immer noch eine der am schlechtest bezahlten Berufe in Deutschland zu sein. Vielleicht macht er sich dann angesichts von tausenden Buh – Rufen etwas Sorgen um seinen Weg in das Kanzleramt?

Aber sagt auch bitte den Kolleginnen und Kollegen der Physios, Ergos und allen anderen Heilmittelerbingern, dass sie Herrn Spahn ihren Protest und Verstimmung jede Woche in seinen FB Auftritten entgegenrufen. Dann überlegt er sich das Wegschauen vielleicht noch einmal.

Foto: Shirt photo created by wayhomestudio – www.freepik.com

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