Als Antwort auf den Abbau der überbordenden Bürokratie serviert uns die Politik gleich zwei kleine Hürden im alltäglichen Kampf mit dem System.
Die Elektronische Patientenakte ist schon seit langem ein noch unsichtbarer Geist, der uns alle jedoch schon mal aufschreckt im Sinne von „Was muss ich noch dringend erledigen?“.
Nun, im Moment rein nichts. Und ja, es gibt schon Modellregionen, in denen die Patientenakte modellhaft eingesetzt wird.
Bericht des Vorstands zum Jahr 2024
Preisanpassungen zum 01.01.2025
Das für alle sicherlich wichtigste Ereignis war eine von der Schiedsstelle für Heilberufe entschiedene Preisanpassung zum 01.01.2025 um 5,51 %.
Die Verbände dbl, dbs, dba und Logo Deutschland hatten 25 % Preiserhöhung gefordert, gaben sich dann aber mit dem Schiedsspruch von 5,51 % zufrieden.
Die Erhöhung in der Logopädie wäre laut Vertrag schon zum 01.07. möglich gewesen. Jedoch hatte einer der Verbände, denen es gestattet ist mit den Krankenkassen Verhandlungen zu führen, die Kündigung der alten Preisliste versäumt. Ausgerechnet der Schlaffhorst Andersen Verband dba, der mit dem dbl und dbs bisher stets gemeinsam stimmte, hatte den Kündigungstermin zum 31.12.2023 verschlafen.
Die Verbände dbl und dbs versuchten zunächst diesen Umstand zu vertuschen. Der Verband Logo Deutschland versuchte mit einer Klage die Aberkennung der Maßgeblichkeit des dba zu erreichen. Somit wäre die verschlafene Kündigung aus der Welt, weil es einer Kündigung eines nicht maßgeblichen Verbandes nicht bedarf. Die Verbände dbl und dbs schlossen sich dieser Klage später an. Jedoch entschied das Gericht für den dba, obwohl dieser nur zwischen 60 und 120 Mitglieder aufweisen kann. Zum Vergleich: obwohl der VDLS seit Inkrafttreten des TSVG nicht zu den verhandelnden Verbänden gehört, und aufgrund dieses Umstandes viele Mitglieder verloren hat, zahlen wir immer noch über 600 Mitglieder.
Nachteiliges Gerichtsurteil
Seit genau 4 Jahren streitet der VDLS vor Gericht um die sogenannte Maßgeblichkeit als Verband, der mit dem Spitzenverband der Krankenkassen und anderen Berufsverbänden über Verträge und Preise verhandeln kann.
Nachdem der VDLS der erste Berufsverband überhaupt war, der je ein Schiedsverfahren mit den Ersatzkassen geführt hat, konnten sich die Krankenkassen mit Inkrafttreten des Terminsicherungs – und Versorgungsgesetz die Verhandlungspartner selbst aussuchen. Und schlossen den VDLS als unbequemen Verhandlungspartner aus. Logo Deutschland wurde als damals noch kleinerer Verband anerkannt, und sogar der winzige dba.
Leider erreichte uns nun die Abweisung der Klage durch das Sozialgericht Berlin. Unsere Argumente, wie z.B. die Ungerechtigkeit der Akzeptanz eines kleiner Verbandes als der VDLS, wurden nicht gewürdigt.
Der VDLS hat nun, vertreten durch die Anwaltskanzlei Adelheid, Soiron und Hammer, Berufung für diesen Entscheid eingelegt.
Neue Ausrichtung der Berufspolitik
Wir sind der Meinung, dass inzwischen allen klar sein muss, dass die Verantwortung der Verträge und Preisgestaltung nicht zwischen allmächtigen Krankenkassen, und Berufsverbänden, die alle zusammen höchstens über ein Beitragsvolumen durch Mitglieder von nur 2.8 Millionen € jährlich verfügen kann. Alleine die Lohnkosten der Mitarbeiter dürfte deutlich über 2 Millionen liegen. Für Öffentlichkeitsarbeit und rechtliche Streitigkeiten haben die Verbände einfach kein Geld übrig.
Zum Vergleich: die Krankenkassen können jährlich über 284 Milliarden € verfügen!
Es gibt für Logopäden keinerlei Druckmittel wie Streiks. Würden die logopädischen Praxen für Tage oder Wochen schließen, es würde niemanden jucken. Um ein Gutachten im Wert von 40.000 € auf die Beine zu stellen musste Logo Deutschland über ein Jahr sammeln gehen. Genutzt hat es nicht. Und nur zum Vergleich: als der VDLS mit dem Spitzenverband er Ersatzkassen im Schiedsverfahren war, legten diese ein Gutachten vor, das nach Schätzung anderer Krankenkassen gut 1 Million gekostet hat.
Zeit für grundlegende Reformen
In den letzten Jahrzehnten konnten die Berufsverbände den Krankenkassen jährlich nur rund 2 % Preissteigerungen abgewinnen. In dieser Zeit lag die Inflation weit darüber, sodass die Logopäden einen klaren Verlust der Nettokaufkraft hinnehmen mussten. Bedingt durch die enorme Abgabenlast in Deutschland liegt das Nettoeinkommen einer selbstständigen Logopädin unter dem einer Angestellten, bei gleicher Arbeitsleistung.
Dies bleibt jungen Menschen, die darüber nachdenken den schönen Beruf der Logopädie zu ergreifen, natürlich nicht verborgen. In der Folge finden sich in den Ausbildungsstätten oft nur noch 3-5 Studierende in den Kursen, anstatt wie früher über 20.
Längst bleiben freie Stellen unbesetzt. Bewerbungen gibt es einfach nicht mehr. Es droht der Notstand für Patienten, die händeringend nach Therapieplätzen suchen.
Dies ist auch den Ministerien nicht unbekannt. Und es gibt Überlegungen für eine grundlegende Reform des Bereichs Heilmittelversorgung. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Aushandlung von Konditionen NICHT in die Hände von Kolleginnen gehören, die ohne jegliche Kenntnisse dieser Materie regelmäßig frustrierende Abschlüsse mit den Kassen herbeiführen. Und allen sollte klar sein, dass diese Kolleginnen mit ihren Verbänden von den Kassen geliebt werden, die dadurch ein leichtes Spiel mit uns Logopäden haben.
Momentan kann hierzu niemand konkrete Vorstellungen äußern. Doch wir denken, dass Logopäden entsprechend ihrer Verantwortung, Qualifikation und selbständigem Handeln mindestens nach dem entsprechendem Tarif Öffentlicher Dienst vergütet werden müssen. Und das Praxen eine Vergütung erhalten müssen, die solche Einkommen ermöglichen.
Nach dem Beispiel für die Finanzierung der Arztpraxen, der Krankenhäuser und Apotheken.
Reichen Sie uns die Hand
Damit es den schönen Beruf der Logopädie auch noch in 5 Jahren gibt. Daran arbeiten wir!
Titelfoto: Image by dashu83 on Freepik